DREI JAHRZEHNTE AN DER LINIE
- Richard Weber ist seit 30 Jahren Fußballtrainer.
- Der in Hockenheim wohnhafte 57-Jährige geht mit dem VfL Kurpfalz Neckarau in die nächste Saison. Im November 2009 hatte er den damaligen Kreisligisten übernommen.
- „Eigentlich sollte das nur für kurze Zeit sein“, erinnert sich Weber, der aber dann in der Spielzeit darauf das Team zum Titel in der Kreisliga und Aufstieg in die Landesliga führte.
- Seit 2006 arbeitet Weber auch im Trainerstab bei der spanischen Fußballnationalmannschaft.
Wenn der Fußball am kommenden Wochenende auch in der Landesliga Rhein-Neckar wieder rollt, dann geht Richard Weber in seine zehnte Saison als Chefcoach des VfL Kurpfalz Neckarau. Im Interview spricht der 57-Jährige über die abgelaufene Weltmeisterschaft, Verletzungsprobleme in der Vorbereitung bei seiner Mannschaft und sportliche Ziele in der neuen Runde.
Herr Weber, Sie hatten im Gegensatz zu Ihren Spielern fast keine Sommerpause. Nach der vergangenen Spielzeit waren sie als Mitglied des Trainerstabs der spanischen Nationalelf noch bei der Weltmeisterschaft in Russland dabei. Wie fällt da ihr Fazit aus?
Richard Weber: Wenn man im Achtelfinale gegen Russland im Elfmeterschießen ausscheidet, ist das bitter. Es war sicher mehr drin, das Ergebnis war enttäuschend.
Ganz kurz vor der WM hat der spanische Verband Nationaltrainer Julen Lopetegui entlassen und durch Fernando Hierro ersetzt. Hat Sie das auch betroffen?
Weber: Nein, ich war da außen vor. Sicherlich hat das aber auch die Sache nicht einfach gemacht und sich auf das Abschneiden dann letztlich ausgewirkt.
Wie fanden Sie die WM insgesamt?
Weber: Wir hatten mit dem spanischen Team in Krasnodar im Süden des Landes unser Quartier. Es waren weite Wege. Im Vergleich zu Südafrika 2010 haben wir vor Ort nicht viel von WM-Euphorie gespürt. Aber wir kamen auch nicht wirklich in Kontakt mit der dortigen Bevölkerung. Die WM selbst war jedenfalls perfekt organisiert.
Nehmen Sie von der WM etwas mit für die kommende Saison mit dem VfL Kurpfalz Neckarau?
Weber: Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe, man kann beide Sachen nicht miteinander vergleichen.
Wie lief denn die Vorbereitung?
Weber: Leider hatten wir in den letzten fünf Wochen brutales Verletzungspech. Ich hatte zeitweise neun Ausfälle. Dazu kamen die Urlauber. Das war nicht so schön.
Seit dieser Saison fährt der VfL Kurpfalz Neckarau ja ein neues Trainermodell. Ihnen wurden mit Feytullah Genc und Bernd Wigand zwei gleichberechtigte Trainer zur Seite gestellt. Wie funktioniert das bislang?
Weber: Hervorragend. Wir sprechen uns eng ab, es gibt viele Übereinstimmungen. Wenn wir anderer Meinung sind, dann wird darüber diskutiert. Es kamen bislang stets konstruktive Lösungen heraus.
In der vergangenen Saison kämpfte der VfL Kurpfalz lange um den Klassenerhalt. Was ist in diesem Jahr drin?
Weber: Die schlechte Vorbereitung macht es uns wieder nicht einfach. Ich würde gerne mit einer Dreierkette spielen lassen, aber dazu muss man auch die Spieler dafür haben. Und bei den vielen Verletzten war es zuletzt schwer, Spielsysteme zu trainieren. Wir haben noch ein paar Einheiten, da müssen wir Gas geben. Ich denke, ein Mittelfeldplatz sollte das Ziel sein. Favoriten auf den Titel sind für mich der FC Bammental, der SV Waldhof und Eppelheim.
Sind Sie eigentlich weiter für den spanischen Verband tätig?
Weber: Ja, ich tausche mich intensiv mit dem neuen Coach Luis Enrique aus. Bis zur EM 2020 mache ich auf jeden Fall weiter. Luis Enrique will, dass ich mehr mache, aber da muss man erst einmal abwarten, wie der Verband zu diesem Thema steht.
Hatten Sie in den zehn Spielzeiten in Neckarau eigentlich nicht einmal den Gedanken, zu einem anderen Club zu wechseln?
Weber: Es gab immer wieder auch sehr interessante Angebote von anderen Vereinen, aber gerade durch die Arbeit beim spanischen Verband ist das bislang mit Neckarau einfach das Richtige gewesen. Hier beim VfL Kurpfalz fühle ich mich rundum wohl.