Die Antwort auf die Abstiegssorgen des VfL Kurpfalz Neckarau heißt Nicolas Hahn. Der 26-jährige Flügelflitzer markierte am letzten Spieltag in der Fußball-Landesliga gegen den 1. FC Mühlhausen (5:1) gleich vier Treffer. Ein Novum in der turbulenten Karriere des Offensivkickers, das den Neckarauern drei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt brachte. "Sonst bin ich eher ungefährlich vor der Kiste, ich bereite eher vor und mache lange Wege. Bei allen vier Toren brauchte ich jetzt auch keine besonderen Goalgetter-Qualitäten. Ich stand immer am richtigen Fleck und musste nur einschieben", erklärt der bescheidene VfL-Held, der auf dem Boden bleibt: "Die Tore waren schön, aber wir sind nicht in große Jubelstürme ausgebrochen, dafür ist die Situation zu angespannt. Wenn wir den Dreier nicht gemacht hätten, wäre unsere Ausgangslage ziemlich bitter."
Durch den Sieg bleiben die Neckauer zwar weiterhin auf dem Relegationsplatz, der Kontakt zum rettenden Ufer ist jedoch hergestellt. Im Landesliga-Keller geht es eng zu, auf den Zehntplatzierten ASC Neuenheim fehlt nur ein Punkt. "Wir haben es jetzt wieder in der eigenen Hand. Wir spielen noch gegen die direkten Tabellennachbarn Dilsberg und Dossenheim, da müssen Punkte her. Vor allem weil wir auch noch harte Gegner wie Tabellenführer Gartenstadt oder Bammental vor der Brust haben. Das wird eine ganz enge Angelegenheit, wir haben jetzt aber wieder Selbstvertrauen getankt", stellt Hahn klar.
Die Parole für den Endspurt ist klar, der 26-Jährige appelliert vor allem an die Konzentration der gesamten Mannschaft: "Wir haben an manchen Spieltagen absolute Totalaussetzer und lassen uns regelrecht abschießen. In der nächsten Partie sind wir dann wieder bärenstark, diese Schwankungen nerven", erklärt Hahn, der auch die komplette Offensive in die Verantwortung nimmt. "Wir müssen alle mehr nach hinten arbeiten. Ich selbst bin jetzt auch kein Defensivspezialist, aber nur wenn wir gut zusammenhalten, kommen wir da unten noch raus."
Der Flügelstürmer ist ein regelrechter Wandervogel, der schon für acht verschiedene Vereinen auf dem Rasen stand - darunter SV 98 Schwetzingen, RW Rheinau oder Eintracht Plankstadt. Nur Fortuna Heddesheim blieb der 26-Jährige zwei Spielzeiten treu, dem Gesetz der Serie folgend müsste nach der Saison der nächste Wechsel anstehen. "Das wird nicht passieren", stellt Hahn fest. "Egal was passiert, ich bleibe hier. In den letzten Jahren war ich sehr sprunghaft und wollte immer höher und noch höher spielen. Kurz nach der A-Jugend habe ich vom Profifußball geträumt, das hat mich immer angetrieben. Mittlerweile habe ich akzeptiert, dass dieser Traum wohl eher nicht in Erfüllung geht und andere Aspekte wurden für mich wichtiger. Ich will Spaß haben und mit meinen Freunden in einem Team spielen, so wie in Neckarau eben".
Der 1,70 Meter große Kicker sorgt abseits des Platzes auch immer wieder für einen gepflegten Lacher. "Mein Spitzname ist ,Hähnchen'. Das hat sich in Heddesheim so etabliert und für mich ist das absolut in Ordnung. Wenn dein Mitspieler aber laut diesen Namen über den Platz brüllt, dann gibt es schon mal amüsierte Blicke am Spielfeldrand", lacht der sympathische Hahn. Ein weiterer Faktor für den Verbleib des 26-Jährigen ist der VfL-Coach. Richard Weber ist laut ihm genau der Richtige für den Job. "Wir sind teilweise ein ziemlich chaotischer Haufen. Der Trainer hat dafür genau das richtige Händchen und versucht, nicht den harten Hund zu markieren, sondern lässt uns viel Freiraum. Nebenbei hat er aber auch extrem viel Ahnung von Fußball, daher haben wir alle auch enormen Respekt".
© Mannheimer Morgen, Samstag, 29.04.2017
Text Bastian Hauk Bild: Berno Nix