Er ist 22 Jahre alt, braucht nur wenige Chancen für ein Tor und ist schon jetzt der große Gewinner beim Landesligisten VfL Kurpfalz Neckarau. Lorenz Held machte beim 8:0-Auftaktsieg gegen Hemsbach (8:0) seinem Namen alle Ehre. Der robuste Stoßstürmer zeigte sich trotz seines Trainingsrückstands in Bestform, wirbelte im gegnerischen Strafraum und erzielt gleich vier Treffer. „Der gelungene Einstand in die Saison war für uns alle sehr wichtig. Das gibt uns Selbstvertrauen. Ich habe mich extrem gefreut, endlich wieder auf dem Platz zu stehen. Gleich noch zu treffen, war die Krönung“, freut sich der Rechtsfuß über seinen Viererpack, warnt aber direkt vor zu großer Euphorie: „Das hohe Ergebnis darf jetzt nicht überbewertet werden. Hemsbach hat in der 30. Minute einen Platzverweis kassiert, das haben wir eiskalt ausgenutzt. Die Mannschaft hat viel Potenzial, der Kantersieg sollte uns aber nicht blenden.“
Vier Tore im ersten Spiel
Obwohl Held gerade in seine zweite Saison in Neckarau geht, kann der Stürmer durchaus als Neuzugang gezählt werden. Aus formalen Gründen konnte der 22-Jährige erst zur Winterpause ins Geschehen eingriffen. In der Rückrunde überzeugte der Goalgetter direkt mit zwei Treffern in nur drei Spielen, dann der Schock: „Es war eine unglückliche Situation im Training, ich habe aber gleich gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Das Resultat war ein dreifacher Bänderriss im rechten Sprunggelenk. Damit musste ich die Saison direkt wieder beenden und war natürlich niedergeschlagen.
In dieser Saison will der gebürtige Ravensburger voll angreifen, doch schon die Vorbereitung verlief ungewöhnlich. Der Student an der Uni Mannheim stieß nämlich erst rund zwei Wochen vor Ligastart zur Mannschaft. „Ich habe während der Semesterferien ein Pflichtpraktikum in der Heimat absolviert. Dort habe ich mich bei meinem Ex-Verein SV Oberzell fit gehalten und mich dort auf den VfL vorbereitet“, erklärt der sympathische Stürmer. Feytullah Genc, Neuzugang im Trainerteam der Neckarauer, setzt große Hoffnungen in das neue Sturmjuwel. „Lorenz hat eine große Durchschlagskraft und ein sehr gutes Freilaufverhalten. Mit seiner Robustheit und seinem Torriecher ist er extrem wertvoll für das Team, vor allem weil er sich auch immer wieder in den Dienst der Mannschaft stellt“, lobt Genc seinen Goalgetter: „Aufgrund unserer Verletzungsmisere ist er gesetzt. Wir haben versucht, ihn direkt nach seiner Ankunft in unser Spiel zu integrieren. Seine Tore sind natürlich ein gutes Argument für weitere Startelfeinsätze“.
Für Held ist die Situation klar: „Ich will mich in Neckarau integrieren und zeigen, was ich kann. Ich habe hier schon viele Freunde gefunden und fühle mich schon nach kurzer Zeit sehr wohl“, erklärt der Stürmer und lobt vor allem das herausragende Zusammenspiel: „Ich verinnerliche allmählich immer mehr die Laufwege meiner Mitspieler. Alle Tore gegen Hemsbach waren perfekt vorbereitet, da musste ich nicht mehr viel machen.“
Mit dem Bruder vereint
Der Stürmer ist fraglos ein Gewinn für den Landesligisten, dabei hat Held noch nicht einmal seinen optimalen Fitnesszustand erreicht. In Neckarau ist für den 22-Jährigen außerdem ein großer Traum in Erfüllung gegangen: „Ich spiele endlich wieder mit meinem Bruder zusammen in einer Mannschaft, das haben wir uns beide schon lange wieder gewünscht. Wir haben zuletzt in der C-Jugend zusammen in einem Team gekickt, das ist ewig her. Ihn neben mir auf dem Platz zu haben, ist ein verdammt gutes Gefühl.“
Beim kommenden Spiel gegen den FV Brühl steht Held allerdings nicht im Kader. Der Student befindet sich aktuell im Familienurlaub: „Mein Studium ist sehr zeitintensiv und ich hatte in den letzten Jahren wenig Zeit für die Familie. Da habe ich jetzt die Chance genutzt und verbringe mit ihr ein bisschen Zeit. Gegen Kirchheim bin ich wieder zurück und greife an.“
© Mannheimer Morgen, Samstag, 25.08.2018